Seealpsee - magische Momente

Farbbildband mit eingestreuten Kurztexten, 158 Seiten
Verlag: Druckerei Appenzeller Volksfreund, CH-9050 Appenzell, ISBN 978-3-9524790-4-9

Die vielen Gesichter des Seealpsees
Der Seealpsee kennt keine Norm. Dauernd verändert er sein Aussehen. Mal ist er glatt und türkisblau, dann wellig und düster, kurz danach schillernd gelb, grün, rot, braun, silbern glitzernd oder mit Pastelltönen belegt und im Winter gelegentlich mit Schwarzeis überzogen. Alles, was über und um den See ist, wird je nach Tageszeit und Witterung in einer unerschöpflichen Palette von Farbtönen und abstrakten Formen auf der Oberfläche gespiegelt.
Um diese Impressionen festzuhalten, hat Kurt Haberstich während drei Jahren die ständig wechselnden Darstellungen auf der Seeoberfläche beobachtet und fotografiert. Im Zusammenspiel mit den umgebenden Naturelementen entstanden diese fantastischen Bilder.
Der malerische Seealpsee, der Sage nach aus einer Freudenträne Gottes entstanden, liegt eingebettet in eine Mulde vor der angrenzenden Seealp auf 1141 Meter über Meer. Die idyllische Lage, das klare Wasser, die zwei Berggasthäuser „Forelle“ und „Seealpsee“ sowie die Alpkäserei „Spitzig Stein“ machen ihn zu einem der beliebtesten Ausflugsziele im Alpsteingebiet. Zu erreichen ist der Seealpsee zu Fuss in einer Stunde von Wasserauen, der Endhaltestelle der Appenzeller Bahnen, auf einer teils steilen, aber asphaltierten Strasse. Auf einem etwas längeren, dafür romantischen Wanderweg gelangt man von Wasserauen über die südöstliche Talseite (Hüttentobel) zu den Alpen Klein- und Gross Hütten und danach an den See. Ein interessanter Weg führt von der Ebenalp durch eine prähistorische Höhle zum Wildkirchli und Gasthaus „Aescher“, das unter einem steilen Felsabsturz an den Fels gebaut ist. Ab hier geht der Weg steil hinunter zum „Chobel“ und danach in wenigen Minuten zum Seealpsee.
Weil im Winter die bewilligungspflichtige Fahrstrasse wegen Lawinenniedergängen nicht passierbar ist, sind die erwähnten Berggasthäuser vom 1. November bis ca. Mitte April geschlossen. Für Wanderer gilt es zu beachten, dass sie sich in ein Gebiet mit alpinen Gefahren begeben.

Widerschein der Natur
Ein Grusswort
Kunst und Natur: grosse Begriffe, wenn es darum geht, was das Auge eines Fotografen beziehungsweise die Linse einer Kamera auf der Oberfläche der Welt, in diesem Fall einer konkreten Landschaft – die Gegend um den Seealpsee im Alpstein, entdecken kann. Begriffe noch dazu, die meist getrennt gelesen werden, da sie anscheinend unterschiedlichen Sphären angehören: Kunst und Natur können eigentlich nur zusammenkommen, wenn man Gott als Schöpfer der Welt anerkennt. Oder, wenn man davon ausgeht, dass der Mensch als Gestalter sowohl für die Natur wie auch für die Kunst nicht nur Sorge trägt, sondern für den Zustand beider verantwortlich ist. Beides spielte in den Diskussionen über Sinn und Zweck der Fotografie bereits seit ihren Anfängen eine besondere Rolle. Sie sollte sowohl objektive «Nachzeichnung der Schöpfung» mithilfe eines Apparats wie auch ein sichtbarer Appell an die Bewahrung ebendieser Schöpfung sein – sei sie nun menschen- oder gottgemacht.
Nach bald 200 Jahren, nach Zeiten der Ausformulierung, der Weiterentwicklung, der Banalisierung ist die verhältnismässig junge bilderzeugende Technik erwachsen geworden. Inzwischen weiss man, dass die Fotografie nicht nur wahrheitsgetreu dokumentiert, sondern gar Welten erfindet, selbst wenn sie angeblich nur das zeigt, was ebenso scheinbar ist. Aber noch immer traut man dem Ergebnis dieses Zusammenspiels von Maschine und Mensch, als wäre Realität wirklich sichtbar, auf einem Stück Papier oder in einem Buch fixierbar.
Die fotografische Hommage des Multitalents und begeisterten Naturliebhabers Kurt Haberstich an eine der schönsten, geheimnisvollen und fast mystischen Orte der Appenzeller Landschaft ist zwar auch Abbild dessen, was wir selbst sehen können, wenn wir dort wandern gehen. Noch mehr zeigen uns seine Bilder aber, dass das natürliche Sehen dem Zufall, der Flüchtigkeit, dem Vergessen untertan ist. Im Allgemeinen kann das Gehirn visuelle Eindrücke kaum festhalten, der Fotoapparat schon. Haberstich nutzt das Instrument, um für uns all das zu erhalten, was unserer Aufmerksamkeit zwar nicht entging, das wir aber dann doch aus den Augen und aus dem Sinn verloren haben – und er gibt uns dieses Geschenk nicht nur für einen Augenblick, sondern gleich für die vier Jahreszeiten Frühling, Sommer, Herbst und Winter. Jede Bilderserie, die dem Zyklus des Werdens und Vergehens folgt, wird eingeleitet von einer visuellen Inkunabel, die jedes weitere Einzelfoto verortet. Das ist notwendig, denn die meisten Fotografien erscheinen als abstrakte Farb- und Formenspiele, obwohl sie ganz Konkretes zeigen: von Wasserspiegelungen bis hin zum Blätterrauschen.
Man könnte nun behaupten, dass Haberstich in seinen Fotografien die Natur als den besten Künstler würdigt: darüber ginge aber vergessen, dass wir den Blick des Fotografen sehen, der nicht nur den Ausschnitt, sondern auch den Zeitpunkt der Aufnahme bestimmt – wir erkennen seine Wahrnehmung, seine Aufmerksamkeit – die wiederum der unseren gleicht. Mit Oscar Wilde können wir feststellen, dass «das Bild jenen spiegelt, der es ansieht, nicht die Natur». Ohne die Natur wäre es allerdings zugleich vollkommen unmöglich, die unwiederbringliche Schönheit der Augenblicke nicht nur zu bewahren, sondern gar zu erzeugen, von denen die Fotografien Haberstichs Zeugnis ablegen.
Und wenn die auratischen Bilder uns dazu bringen – ähnlich wie die Landschaftsfotografien von Carleton Watkins 1864 den Präsidenten Abraham Lincoln davon überzeugten, das Yosemite-Tal als «unverletzlich» zu kategorisieren, den Schutz der Natur auch als Schutz der menschlichen Wahrnehmung zu begreifen, dann ist – über den ästhetischen Genuss hinaus – viel erreicht.

Mai 2018
Dr. Roland Scotti
Kurator, Kunstmuseum Appenzell / Kunsthalle Ziegelhütte

Magische Momente am Seealpsee (Rolf Rechsteiner, Appenzeller Volksfreund, 3. 10. 2018)
Ertrag aus mehr als tausend Stunden Präsenz – Kurt Haberstich hat einen poetischen Bildband geschaffen
Kürzlich erschien im Verlag Druckerei Appenzeller Volksfreund das neueste Werk des Fotografen Kurt Haberstich. Er hat die Lichtspiele des Seealpsees in allen vier Jahreszeiten kunstvoll festgehalten. Entstanden ist ein Bildband voller Poesie.
Kurt Haberstich (*1948) wohnt seit rund vier Jahren in Appenzell. Der Seealpsee war ihm schon von seiner aktiven Bergsteigerzeit her vertraut, die nach einem schweren Gleitschirmunfall ein jähes Ende nahm. Nun hat ihn „s’schönscht Fleckli Wölt“ von Neuem buchstäblich eingefangen – mit Lichtreflexen auf dem See.
Der Faszination erlegen
Ohne Kamera sei er in den Bergen nie unterwegs, erzählt Kurt Haberstich. Er habe am See einen Spaziergang gemacht, als ihm Lichtreflexe ins Auge stachen, die er von den Flachlandseen her nicht kannte. Er habe versucht, sie zu fotografieren – mehr oder weniger nach Versuch und Irrtum. Zuhause am Computer habe er festgestellt, dass die Linse oft nicht das eingefangen hatte, was er zu erinnern meinte. Das weckte seine Lust auf mehr.
Über zweihundert Mal sei er inzwischen zum See aufgestiegen, um alle vier Jahreszeiten nach magischem Licht abzutasten. Frühling, Sommer und Herbst schillern in ungeahnt bunten Farben, und die Tristesse des Winters – dann liegt der See im Schatten – habe er bei Mondschein durchbrechen können.
Geduldsproben in Reihe
Wer Natur authentisch und ohne technische Tricks einfangen will, braucht Geduld. Kurt Haberstich musste lernen, den günstigsten Moment abzuwarten. Er habe Stunden damit verbracht, das Spiel der Wolken zu beobachten und jene manchmal kurzen Momente zu erhaschen, da die Sonne durchbrach und ihm eine Bildstrecke schenkte. Es habe auch Tage gegeben, die für ihn ergebnislos blieben. Die Idee, ein Buch zu schaffen, habe bei seiner „Fotosafari“ nie im Vordergrund gestanden, betont er. Aber irgendwann, nach über tausend Stunden reinen Seegenusses, sei er zur Überzeugung gelangt, dass ein Auszug aus über 2000 Fotografien in geeigneter Form einem grösseren Publikum zugänglich gemacht werden sollte. Bei der DAV wurde sein Ansinnen begeistert aufgenommen.
Im Buch werden die Kapitel Frühling, Sommer, Herbst und Winter mit einer klassischen Aufnahme gleichsam verortet. Dann aber beginnt ein Reigen in schillernden Farben, die sich auf der stillen oder durch Wind leicht belebten Wasseroberfläche zu reiner Poesie verweben. Der Autor setzt nur kurze Akzente in Textform: „Der Winter ist gebändigt. Der See erwacht, obwohl er nie geschlafen hat“, heisst es etwa im ersten Kapitel.
Lob aus berufenem Munde
Das Vorwort zu „Seealpsee – magische Momente“ stammt aus der Feder von Roland Scotti, Kurator des Kunstmuseums Appenzell. Er schreibt: „Die fotografische Hommage (…) an eine der schönsten, geheimnisvollsten und fast mystischen Orte der Appenzeller Landschaft ist zwar auch Abbild dessen, was wir selber sehen, wenn wir dort wandern. Noch mehr zeigen uns seine Bilder aber, dass das natürliche Sehen dem Zufall, der Flüchtigkeit, dem Vergessen untertan ist. Im Allgemeinen kann das Gehirn visuelle Eindrücke kaum festhalten, der Fotoapparat schon. Haberstich nutzt das Instrument, um uns all das zu erhalten, was unserer Aufmerksamkeit zwar nicht entging, das wir aber doch aus den Augen und aus dem Sinn verloren haben.“

Magische Momente in der Kunsthalle Ziegelhütte (Lino Pinardi, Appenzeller Volksfreund, 27. 11. 2018)
Rund 150 Personen fanden am 22. November 2018 den Weg in die Kunsthalle Ziegelhütte, um der Präsentation des Bildbandes "Seealpsee - magische Momente" von Kurt Haberstich beizuwohnen. Eingeladen hatten die Druckerei Appenzeller Volksfreund, die Volksbibliothek Appenzell, die Innerrhodische Kantonsbibliothek und der Männerchor Alpstee aus Brülisau. Dem interessierten Publikum wurde ein abwechslungsreicher Abend geboten. Andrea Richle, Leiterin der Volksbibliothek Appenzell sowie Dirigentin des Männerchors, und Lino Pinardi, Leiter der Innerrhodischen Kantonsbibliothek, führten Gespräche mit Kurt Haberstich. Dabei stellte der Wahl-Appenzeller seine Vielseitigkeit unter Beweis und schöpfte aus seinem reichen Erfahrungsschatz. Im Wechsel dazu projizierte Klaus Rempfler, ein Nachbar und Wanderfreund Haberstichs, dessen kunstvolle Naturfotografien. Durch den virtuosen Gesang des Männerchors Alpstee verschmolz der Augen- und Ohrenschmaus. Der anschliessende Apéro bot den Besucherinnen und Besuchern die Gelegenheit, mit dem Autor ins Gespräch zu kommen.

Kommentare

Das Buch zeigt wahrlich magische Momente und traumhafte Spiegelungen, die einen wundersam berühren. Auch deine Worte dazwischen, die wohltuend zurückhaltend sind, tun dem Bildband sehr gut – wie auch das kluge Vorwort von Herrn Dr. Scotti. Alles in Allem ist das Buch ein Geschenk, nicht nur an uns, sondern an alle, die der Natur mit offenen Augen und Herzen zugetan sind.
B. F. Teufenthal

Herzliche Gratulation zu diesem phantastischen Bildband der Herz und Seele berührt.
R. Z. Beromünster

Die Bilder vom Seealpsee sind grossartig. Das Buch könnte ich eine Schule des Sehens nennen.
Man lernt tatsächlich genau hinzuschauen, das ist wirklich eine Seeschule.
A. I. Unterägeri

Das von Dir fotografierte und gestaltete Buch Seealpsee ist eine Wohltat und Freude für die Seele. Wunderschön, phantastisch oder wie Du es nennst, magisch, die Farben der Lichtspiegelungen des Wassers oder des schwimmenden Herbstlaubes. Es braucht aber auch eine enorme Ausdauer und Beobachtungsgabe um die Situationen zu all den verschiedenen Zeitpunkten einzufangen. Zudem ist der Seealpsee ja nicht einfach mal schnell mit dem Auto zu erreichen. Ganz grosses Kompliment für Dein gutes Auge und Dein fotografisches Können. Jedenfalls ist Dein Buch für mich und meine Malerei eine riesige Inspirationsquelle.
H. M. Reinach

Diese Aufnahmen sind fantastisch, besonders jene vom Winter. Wir haben das Buch unserem Sohn geschenkt, der davon ebenfalls begeistert ist.
A. S. Appenzell

Es ist nicht zu glauben, was du da mit der Kamera alles herausgeholt hast...
P. P. Kastelruth/Südtirol