Was uns fehlt - Gedichte

Kernige und innige Poesie aus dem Sachbuch des Lebens
96 Seiten, broschiert
Appenzeller Verlag / ortelyrik, Schwellbrunn, ISBN 978-3-85830-207-6, vergriffen

Manchmal entdeckt man Kostbarkeiten, wo man sie gar nicht vermuten würde. Kurt Haberstich schöpft seine Poesie aus dem Leben. Es sind Worte, mit denen er in kerniger und doch inniger Sprache den Sinn unseres Daseins erforscht. Mit „Kein Wort zu viel“ hat er eines seiner schönsten Gedichte überschrieben. Und es hält das Versprechen, das im Titel anklingt, bricht nicht das Gesetz des lyrischen Schaffens, das jeden Ballast abwirft; das Gesetz, das jedes überfüssige Wort, das den Gedanken verletzen könnte, ausschliesst, um das „Verschweigen nicht zu schmälern“, wie es der Autor trefflich ausdrückt. Kurt Haberstich ist ein Mittler zwischen Mensch und Natur, einer, der uns, manchmal mit einer Prise Humor versehen, hören, fühlen und sehen lehrt.

Und zack – durchklettern
Kurt Haberstich ist viel draussen unterwegs und hält das, was er erlebt, in Gedichten fest. Seine Poesie stamme aus der «Werkstatt des Lebens», sagt er.
Zwei Regale füllen Kurt Haberstichs Publikationen: Lyrikbände, Erzählungen, Beiträge in Anthologien, ein Lehrbuch, eine Meditationsreihe, Aphorismen – er war fleissig. Das wundert einen kaum, wenn man ihm begegnet. Lebhaft erzählt er von seinen Unternehmungen. Daheim sitzen und in seiner neuen Heimat, dem Appenzellerland, den Ruhestand gemütlich geniessen, nein, das liegt ihm nicht.
Fast täglich zum Seealpsee
Bereits sein Berufsleben war abwechslungsreich. Kurt Haberstich, heute 68-jährig, wuchs im Aargau auf und bildete sich als Konstruktionsschlosser in Betriebstechnik, Personalberatung und Kursleitung für Gestaltung weiter. Er leitete eine Werkstatt in der Metallbranche, war Projektleiter, RAV-Personalberater, RAV-Koordinator und zuletzt Vizeleiter vom Kantonalen Arbeitsamt Luzern. Nebenbei war er als Kursleiter für „Gestalten mit Speckstein“ in der Migros-Klubschule in Aarau tätig.
Daneben war und ist Kurt Haberstich ein Bewegungsmensch. Er bestieg an die Tausend Gipfel in den Alpen und Dolomiten und begab sich auf Expeditionen in entlegene Gebiete. Ein schwerer Gleitschirmunfall Ende der 1980er-Jahre beendete seine Karriere als Bergsportler jäh. Unterwegs ist Kurt Haberstich aber immer noch oft. Draussen sein, in der Natur sein, ist für ihn lebensnotwendig. Beinahe täglich wandert er «rasch» zum Seealpsee hinauf. Von seiner Wohnung bis dorthin sei das ein Katzensprung, «meistens bin ich vor neun Uhr wieder zurück von meinem Morgenspaziergang». Den Alpstein kennt er in- und auswendig: Seit er in Appenzell lebt, seit zweieinhalb Jahren, habe er etwa 150 sechs- bis achtstündige Wanderungen im Hausgebirge unternommen.
Schreiben als Selbstheilungsprozess
Es war der Sport, der ihn zum Schreiben brachte. Von seinen bedeutendsten Touren und Expeditionen verfasste er Berichte in Wort und Bild für Zeitungen und Zeitschriften. Und am dritten Tag nach dem Gleitschirmunfall verlangte er im Spital, kaum bewegungsfähig, nach einem Bleistift. «Ich hatte so viele Gedanken.» Das Schreiben wurde zum Selbstheilungsprozess, nun, da er wusste, dass er nie mehr würde bergsteigen und Gleitschirm fliegen können.
Damals schrieb er erstmals Gedichte. Während seiner Genesung fand er Ruhe, in sich zu gehen. Es machte ihm Freude. Heute legt Kurt Haberstich mit «Was uns fehlt» seinen vierten Lyrikband vor. Er nennt das, was er festhält, «Poesie aus der Werkstatt des Lebens». Es sind kernige Worte, geformt von einem Handwerker – im wahrsten Sinne des Wortes. Nichts verabscheue er mehr als Texte, die sich dahinziehen wie eine schleichende Krankheit, sagt er. Er kommt lieber schnell auf den Punkt. Es sei wie beim Bergsteigen: «Unten in der Wand einsteigen und zack – durchklettern. Ich kann nicht fünfmal biwakieren, wenn ich nur eine Thermoskanne Tee dabeihabe.»
Christine König, „die Zeile“, Appenzeller Verlag, Schwellbrunn

Freitag, 06.Januar 2017, 19:30 Uhr
Kurt Haberstich: Was uns fehlt
Kurt Haberstich war unter anderem Schlosser, Personalberater, Coach, Alpinist und Extremsportler. Was er macht, macht er mit Leidenschaft. Nach einem Gleitschirmunfall wurde das Schreiben für ihn zum Selbstheilungsprozess. Nun zeigt er in seinem Lyrikband seine poetische Seite und erzählt im WortOrt Schwellbrunn von seinem Leben und wie er zur Lyrik fand.
Am WortOrt beindruckte der in Appenzell wohnhafte Autor Kurt Haberstich das Publikum mit seiner Lebensenergie und einer schier überbordenden Kreativität, von der sein jüngstes Buch, der Gedichtband «was uns fehlt», zeugt. In seinem Lyrikband überrascht Haberstich mit feinfühligen Zeilen, die eine andere Seite des einstigen Extrem-Alpinisten zeigen.

Kommentare

Sehr tiefsinnige Gedanken, die ich immer wieder lesen und darüber nachdenken muss.
P. P. Kastelruth, Südtirol

Diese lyrischen Texte machen mich immer wieder sprachlos-glücklich.
B. R. (Kunstmaler & Bildhauer) Faro, Portugal

Ich bin beeindruckt von der lyrischen Seins-Kraft. Gratulation!
Dr. F. F. Z. Zürich-Witikon

Mir gefallen die Gedichte gut. Frühlingsgefühl ist Dir meisterhaft gelungen. Mit diesem “einfach so” am Schluss. Darin steckt gerade zu eine Spieltheorie. Zwecklos schauen und geniessen und spielen. Wer echt spielt, spielt einfach so. Dazu hat es viele sehr schöne lyrische Gedanken im dem kleinen Werk.
A. I. Unterägeri